Was ist eigentlich der Flow Free Friday?
Der Begriff, der bei uns immer wieder zu hören ist, lautet: „Flow Free“. Doch was ist das eigentlich und was kann man sich unter so einem Tag vorstellen? Um das zu klären, haben wir bei Anja (Lead Designer), Jana (Scrum Master), Markus (Head of Technology) und Sven (Director Technology) nachgefragt.
Flow Free Friday, was ist das eigentlich?
Markus:
Wir legen großen Wert auf neue Impulse und kreative Ideen unserer Mitarbeiter. Aber vielleicht erklärt euch Jana erstmal, was ein Flow ist.
Jana:
Um ehrlich zu sein ist der Flow einfach nur ein Sprint. Wir wollen aber nicht von Sprint zu Sprint hetzen. Daher haben wir nach einem zu uns passenden Wort gesucht und haben uns letztlich für Flow entschieden, da dies „…einen Zustand völliger Konzentration und Aufgehens in der Tätigkeit“ repräsentiert.
Markus:
Der Flow ist bei uns eine zweiwöchige Iteration in unserer agilen Entwicklung. Jedem Entwickler stehen 10% seiner Zeit zur freien Entfaltung zur Verfügung. Damit das nicht jeder an einem beliebigen Wochentag macht, haben wir uns dazu entschieden, diesen Tag auf den letzten Tag des Flows zu legen.
Spannend. Wie seid ihr denn auf die Idee gekommen?
Sven:
Um dem Erfinder gleich mal die Ehre zu geben, wir haben die Idee nicht erfunden, sondern übernommen. Unser Vorbild hierbei war Google, die ihren Mitarbeitern einen gewissen Teil ihrer Zeit zur freien Gestaltung zur Verfügung gestellt haben. Ich war damals relativ frisch als Abteilungsleiter im Unternehmen und dachte, dass sowas auch für uns interessant sein könnte. Ob das auch so ist, werden wir vermutlich im Laufe des Gesprächs noch beantworten.
Und das war bei euch kein Problem?
Das kostet am Ende doch auch produktive Arbeitszeit.
Sven:
Das war eigentlich relativ unproblematisch. Natürlich gab es am Anfang etwas Überzeugungsarbeit zu leisten, da es mit dem Konzept ja noch keine Erfahrung im Unternehmen gab und ich mir einen Vertrauensvorschuss erarbeiten musste. Das Vertrauen in die Idee habe ich aber auch sehr schnell von der Geschäftsführung bekommen. Und damit war der Weg für den Flow Free Friday geebnet.
Wie kann ich mir so einen Tag vorstellen?
Markus:
Letztlich ist es ein Tag wie jeder andere, jedoch darf jeder frei entscheiden, an was er arbeitet. Der eine bastelt an einer neuen API, der andere liest einen Blog oder probiert neue Technologien aus.
Arbeitet dann jeder alleine oder gibt es auch gemeinsame Projekte?
Jana:
Da hat jeder die freie Wahl. Es gibt größere Projekte, an denen mehrere Mitarbeiter zusammenarbeiten und es entstehen auch neue Ideen, zu denen Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen gemeinsam brainstormen. Natürlich gibt es auch Mitarbeiter, die sich alleine weiterbilden oder Neues ausprobieren. Hier soll jeder den Modus finden, der für ihn oder für das Thema gerade am besten passt.
Anja, du bist ja keine Entwicklerin, aber ihr macht auch im UX-Team mittlerweile einen Flow Free Friday, richtig?
Wie nutzt ihr diesen Tag?
Anja:
Grundsätzlich funktioniert das bei uns genauso, denn auch wir können unsere Themen frei wählen. Dabei achten wir natürlich darauf, dass diese langfristig für Chrono24 interessant sein können. Noch viel wichtiger ist aber, dass die „Aufgaben“ Spaß machen und über den täglichen Tellerrand hinausgehen. Das kann z. B. das Ausprobieren eines neuen Prototyping-Tools sein oder auch der Anfang eines kleinen „Redesigns“ mit neuen Schriften oder einem Facelift der Illustrationen. Vor einiger Zeit haben wir hierfür auch extra am Flow Free Friday ein kleines internes Daily initiiert, um zu erfahren, was die anderen Designer gerade so begeistert. Und spätestens, wenn die Themen weiter vorangeschritten sind, nutzen wir gerne auch weitere Austauschtermine wie den UX Change dafür, näher ins Detail zu gehen.
Gibt es bereits spannende, coole Projekte, die aus dem Flow Free entstanden sind?
Markus:
Ja, definitv! Eine der Technologien, die heute im Frontend eingesetzt wird und ihren Ursprung aus dem Flow Free Friday hat, ist z. B. Vue.js. Dieses Framework wurde am Flow Free Friday evaluiert. Außerdem haben wir verschiedene interne Tools wie die MUTTA oder den VATTA gebaut, die unseren komplexen Übersetzungsprozess wesentlich vereinfachen. Der Watch Scanner ist ein teamübergreifendes Beispiel für eine Idee, die am Flow Free Friday entstanden und inzwischen auch Teil unserer Plattform geworden ist.
Anja:
Auch bei uns im UX-Team gibt es viele Themen, die initial am Flow Free Friday entstanden sind. Zu den größeren gehört beispielsweise unser umfangreicher Online-Styleguide, der vor vier Jahren angestoßen wurde oder auch der Umzug unserer Pattern Librarys auf ein neues Niveau. Aber auch kleinere Themen, die UX getrieben sind, finden hier ihren Platz. So haben wir z. B. vor einiger Zeit im Team verschiedene Versionierungstools wie Abstract getestet oder planen gerade die Entwicklung eines Dashboards mit UX KPIs. Und natürlich können wir diese Zeiten auch manchmal für die Auswahl oder Nachbereitung von Konferenzen nutzen oder einfach mal einen Blogartikel wie diesen schreiben. 😉
Und diese Projekte kannst du nur am Flow Free machen?
Sven:
Nein, bei interessanten Themen wird den Entwicklern/Designern natürlich auch außerhalb des Flow Free Fridays Zeit für diese Themen eingeräumt. Der Flow Free Friday ist eher der Inkubator für neue Ideen, die im normalen Arbeitsalltag weitergetrieben werden können. Solche Weiterbildungen finden natürlich nicht nur am Flow Free Friday statt, sondern jeder Mitarbeiter kann sich auch außerhalb des Flow Free Fridays in einem gewissen Rahmen weiterbilden.
Was dürfen eure Designer und Entwickler machen? Gibt es bestimmte Rahmenbedingungen?
Jana:
Es geht vor Allem darum, dass du als Mitarbeiter dich weiterentwickelst. Daher machen wir keine konkreten Vorgaben, aber den Segelschein kannst du natürlich nicht machen. 😉
Das gewählte Thema sollte schon grob in den Tätigkeitsbereich passen, muss aber nicht direkt einen Mehrwert für das Unternehmen bringen.
Was machen die Kollegen, die keine Designer oder Entwickler sind?
Sven:
Andere Abteilungen haben den Mehrwert des Flow Free Fridays inzwischen auch erkannt. Unter anderem sind inzwischen die Product Manager und Product Owner aus unserem Portal-Bereich auch am „flowfreeen“. Außerdem weiß ich, dass die Diskussion bereits auch in anderen Bereichen geführt wird.
Wann kann sowas funktionieren?
Markus:
Die wichtigsten Werte sind Vertrauen und Eigeninitiative.
Anja:
Da kann ich dir nur zustimmen. Viel mehr braucht man, zumindest bei Chrono24, nicht. Wir haben viele motivierte Mitarbeiter, die mit Leidenschaft gerne eigene Themen vorantreiben wollen. Wenn das Unternehmen hierfür entsprechende Zeiten und Möglichkeiten anbietet, können eigentlich nur tolle Ergebnisse entstehen!
Welche Schwierigkeiten kann es geben?
Jana:
In meinen Teams kommt es manchmal vor, dass Mitarbeiter dann doch noch schnell ein Thema aus dem Flow fertig machen wollen. Da muss dann auch jeder bereit sein, aktuelle Themen mal liegen zu lassen, um den Flow Free Friday richtig zu nutzen.
Sven:
Außerdem weiß natürlich jeder, dass die Entwickler und Designer am Flow Free eigentlich keine Termine haben. Da passiert es leider doch manchmal, dass andere Kollegen mit Arbeitsthemen auf die Mitarbeiter zugehen.
Anja:
Das fällt bei uns dann spätestens im UX-Daily auf. Sowas ist mal okay, sollte aber wirklich die Ausnahme bleiben.
Lohnt es sich, diese Zeit zu investieren?
Alle:
Auf jeden Fall!
Sven:
Schon allein im Punkt Mitarbeitermotivation lohnt sich der Invest hier auf jeden Fall.
Ich bin davon überzeugt, auch wenn wir es nicht tracken, dass es auf vielen anderen Ebenen einen deutlichen Mehrwert bringt.
Anja:
Die Messbarkeit ist im Designbereich natürlich auch immer etwas schwierig. Aber man kann auf jeden Fall sagen, dass ein ansprechenderes Interface nicht nur die Designer begeistert. Wenn man langfristig durch entsprechende Tools und Vorlagen auch effizienter im Alltag arbeiten kann, hat sich bisher auch noch kein PO oder PM beschwert. 😉